Viele Menschen erleben heute Herausforderungen, deren Lösung über die bloße Veränderung des Denkens hinausgehen. Oft hören wir den Satz: "ändere deine Gedanken, und du änderst dein Leben.“ So viele Frauen, mit denen ich bisher gearbeitet habe und arbeite kommen mit dieser Haltung jedoch nicht weiter. Für viele reichen Methoden, die die Ebene des Denkens ansprechen, einfach nicht aus und nach kurzen Erkenntnissen und Aha-Momenten fallen sie wieder zurück in alte Muster. Das ist unglaublich anstrengend und frustrierend. Sie haben das Gefühl, dass irgendwie nichts hilft in ihrem Prozess, sie sich immer wieder im Kreis drehen und einfach nicht weiter kommen.
Genau hier setzt die Polyvagale Theorie an: eine tiefere Betrachtung unseres Nervensystems, die uns hilft zu verstehen, warum sich Veränderung manchmal als schwierig erweist, auch wenn wir intensiv an unseren Glaubenssätzen arbeiten.
Was ist die Polyvagale Theorie?
Die Polyvagale Theorie ist eine von Dr. Stephen Porges entwickelte wissenschaftliche Perspektive, die sich mit den Mechanismen von Sicherheit und Verbindung beschäftigt. Ein wunderschönes Zitat, das diesen Ansatz gut zusammenfasst, lautet: 'Polyvagale Theory is the science of feeling safe enough to fall in love with life.” Auf Deutsch: Die Polyvagale Theorie ist die Wissenschaft darüber, wie man sich sicher genug fühlt, um sich wieder ins Leben zu verlieben.
Die Idee hinter dieser Theorie ist, dass unser autonomes Nervensystem ständig Signale der Sicherheit oder Gefahr wahrnimmt und entsprechend reagiert. Diese Reaktionen beeinflussen nicht nur unsere Gedanken, sondern auch unsere Emotionen, unser Verhalten und letztlich unser gesamtes Leben. Wenn wir uns sicher fühlen, können wir uns mit anderen verbinden, kreativ sein und Freude empfinden. Fühlen wir uns jedoch bedroht, fällt unser System in überlebensbedingte Muster wie Kampf, Flucht oder Erstarrung (Freeze).
Der Einfluss des autonomen Nervensystems
Eine provokative, aber wahre Aussage, die aus der Polyvagalen Theorie abgeleitet werden kann, lautet: Wenn du dein Problem allein durch Denken lösen könntest, hättest du es wahrscheinlich schon getan.“ Dies bedeutet, dass es in vielen Fällen nicht ausreicht, unsere Denkweisen zu ändern, um tiefgreifende Blockaden oder Probleme zu lösen. Das liegt daran, dass die eigentlichen "Akteure“, die uns zurückhalten, nicht unsere Gedanken sind, sondern das autonome Nervensystem, das unterhalb der bewussten Ebene arbeitet.
Das autonome Nervensystem ist dafür verantwortlich, wie wir auf Stress, Herausforderungen und potenzielle Gefahren reagieren. Die Theorie geht davon aus, dass unsere individuellen Reaktionen unseres Nervensystem und daraus folgende Denkmuster tief in unseren Körper und unser Unterbewusstsein programmiert sind. Unsere Gedankenmuster und Glaubenssätze sind demnach nicht nur das Ergebnis bewusster Entscheidungen, sondern werden maßgeblich von den Reaktionen unseres Nervensystems beeinflusst.
Warum reines "positives Denken“ oft nicht ausreicht
Vielleicht kennst du das Gefühl: Du hast intensiv an deinen Glaubenssätzen gearbeitet, positive Affirmationen wiederholt und dein Denken optimiert. Doch in bestimmten Situationen rutschst du trotzdem wieder in alte, negative Muster zurück. Warum passiert das? Laut der Polyvagalen Theorie hat das damit zu tun, dass unser Nervensystem eine subjektive Gefahr wahrnimmt und darauf reagiert.
Wenn unser Nervensystem eine Bedrohung erkennt , sei es in der Äußeren Umgebung, in der Beziehung zu anderen Menschen oder sogar in den inneren Vorgängen unseres Körpers“, wird diese Information an unser Gehirn gesendet. Diese Wahrnehmung, die Neurozeption genannt wird, erfolgt unterhalb der Bewusstseinsschwelle. Unser Nervensystem springt dann automatisch in Überlebensmechanismen wie den Kampf- oder Fluchtmodus oder sogar in den Freeze-Zustand. Diese Reaktionen können unsere bewusst angelernten positiven Denkweisen überrollen und uns zurück in alte, negative Gedankenmuster führen.
Die Rolle der Neurozeption
Neurozeption beschreibt die unbewusste Wahrnehmung unseres Nervensystems, das die Umgebung kontinuierlich nach Anzeichen von Sicherheit oder Gefahr abscannt. Diese Wahrnehmung läuft außerhalb unserer bewussten Kontrolle ab und wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, wie z.B. innere körperliche Zustände, äußere Umgebungen und Reize (Geräusche, Gerüche, flackernde Lichter und andere Eindrücke) oder zwischenmenschliche Beziehungen. Wenn unser Nervensystem Signale von Gefahr registriert, schaltet es in den Überlebensmodus, was sich in Gedanken wie "Das Leben ist anstrengend“ oder "Ich bin nicht gut genug“ äußern kann.
Umgekehrt, wenn unser Nervensystem Sicherheit wahrnimmt, sei es durch eine positive Umgebung, unterstützende Beziehungen oder das Gefühl von Entspannung, führt das zu Gedanken wie "Das Leben ist schön“ oder "Ich kann alles erreichen, was ich will.“ Diese Reaktionen sind nicht zufällig, sondern das Ergebnis der Funktionsweise unseres Nervensystems. Wie schön, dass du lernen kannst, dein Nervensystem zu beeinflussen, dich in dir sicher zu fühlen und so ECHTES positives Denken zu entwickeln.
Das dreieinige Gehirn und seine Auswirkungen auf unser Denken
Ein weiteres wichtiges Konzept, das eng mit der Polyvagalen Theorie verbunden ist, ist die Theorie vom "dreieinigen Gehirn“. Diese besagt, dass unser Gehirn in drei Hauptbereiche unterteilt ist: das Reptiliengehirn (Hirnstamm), das limbische System und den Neokortex. Das Reptiliengehirn, auch als Stammhirn bezeichnet, ist der älteste Teil unseres Gehirns und steuert grundlegende Überlebensfunktionen wie Atmung und Herzschlag.
Dieses Reptiliengehirn kommuniziert ständig mit dem Neokortex, dem Bereich des Gehirns, der für das logische Denken verantwortlich ist und wo unsere Glaubenssätze sitzen. Wenn das Reptiliengehirn aufgrund von Stress oder Gefahr Alarm schlägt, beeinflusst das direkt unsere Denkmuster. Obwohl wir durch Bewusstseinsarbeit und Denken einiges verändern können, stoßen wir an Grenzen, wenn tief verankerte Konditionierungen im Reptiliengehirn aktiviert werden. In solchen Fällen reicht reines "positives Denken“ oft nicht aus, um dauerhafte Veränderungen zu bewirken.
Die Bedeutung von Embodiment und Nervensystemarbeit
Um diese tiefen Konditionierungen zu verändern, müssen wir auf einer tieferen Ebene ansetzen. Genau hier kommt die Arbeit mit dem Nervensystem ins Spiel. Durch Embodiment-Techniken, das heißt durch die bewusste Arbeit mit dem Körper um neue Gefühle von Sicherheit zu installieren, können wir diese tiefen Muster im Nervensystem neu programmieren. Atemtechniken, gezielte Bewegungen und das bewusste Erleben des Körpers helfen uns, die automatischen Reaktionen unseres Nervensystems zu erkennen und zu verändern.
Diese Arbeit erfordert Sensibilität und Geduld, da sie auf einer Ebene stattfindet, die oft außerhalb unserer bewussten Kontrolle liegt. Indem wir jedoch achtsam mit unserem Nervensystem arbeiten, können wir langfristige Veränderungen bewirken und eine tiefere Verbindung zu uns selbst und anderen aufbauen.
Die Polyvagale Theorie als Weg zur ganzheitlichen Heilung
Die Polyvagale Theorie bietet eine neue Perspektive auf Heilung und persönliches Wachstum. Sie zeigt uns, dass unsere Gedankenmuster und Verhaltensweisen tief in unserem Nervensystem verwurzelt sind und dass echte Veränderung oft dort beginnen muss, wo unsere bewusste Kontrolle endet. Indem wir lernen, unser Nervensystem zu verstehen und zu regulieren, können wir nicht nur unsere Gedanken, sondern auch unser gesamtes Leben verändern.
Die Polyvagale Theorie erinnert uns daran, dass Sicherheit und Verbindung die Grundlage für ein erfülltes Leben sind. Wenn wir uns sicher genug fühlen, können wir uns ins Leben verlieben und unsere volle Potenzial entfalten. Die Arbeit mit dem Nervensystem, Embodiment-Techniken und die bewusste Wahrnehmung unserer inneren und äußeren Welt sind Schlüssel, um diese Sicherheit zu finden und tiefgreifende Veränderungen zu ermöglichen.
Möchtest du herausfinden, welche ganzheitlichen und somatischen Tools wie dafür gemacht sind, um bei Ängsten, ängstlichen Gedanken und Unruhe zu unterstützen?
Ich habe ein kleines eBook für dich für 0€, in dem ich dir Tools aus der somatischen Arbeit, der Akupressur und der Naturheilkunde allgemein zusammen gestellt habe, die dabei unterstützen können aus Ängsten auszusteigen.
Hier geht's zum eBook ÄNGSTE GANZHEITLICH LÖSEN
Bist du Coach? Dann ist vielleicht mein eBook für Coaches das richtige für dich. Hier habe ich dir 5 somatische Tools inklusive Schritt-für Schritt-Anleitungen zusammen gestellt, die du sofort in deine Coaching Arbeit einbauen kannst!
Zum eBook 5 SOMATISCHE TOOLS für dein Coaching.
Alles Liebe,
Martina
Comments